SPIEGEL
Ohne zu werten, sagst du. Das ist so toll, wie du sprichst. Werte ich doch die ganze Zeit. Über mich, über andere, schaffe ich es wenigstens es nicht in deine Realität von mir zu tragen. Schaue ich täglich an mir herab und werte meinen Körper ab. Hab ich noch nicht gelernt zu verinnerlichen wie schön dieser Tempel ist, in dem ich wohnen darf. Nicht durch Yoga, nicht durch Meditation. Zu tief sitzt der Schmerz. Ich bin nicht genug. Das habe ich gelernt. Ich sehe anders aus als die anderen. Nicht schön. Jetzt würde ich gern durch deine wertfreien Augen schauen und meine Schönheit erkennen so wie du sie sehen kannst. Das göttliche Geschöpf, das ich bin. Nicht mein Körper.
Mir ist schlecht. Mein Körper ist weich. Weich, wie ein Kissen. Was sollte daran schlecht sein? Werte. Wertung.
Die Haare hab ich mir wachsen lassen, unter den Armen, an meinen Beinen, überall, um mir zu zeigen, dass Liebe nichts mit meinem Körper zu tun hat, dass sie nicht im Außen gefunden werden kann, nur im Innen. Den Kopf hab ich mir rasieren lassen, erneut die Liebe in mir zu finden, egal was der SPIEGEL mir zeigt. Wollte ich den SPIEGEL in der Außenwelt für mich nutzen. Sehen, wer mich noch lieben könnte mit einer neuen Fassade. Eine, welche ich selbst als unangenehm empfinde. Die Liebe wuchs, wächst. Stetig. Jeden Tag. Ich kämpfe, mein SPIEGEL in der Außenwelt hilft mir. Umarmt mich, hebt mich empor. Ohne Wertung. Ich werte noch immer. In meinem Versuch Liebe zu generieren.
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